28 - Loher Heuerhäuser

Das Heuerlingswesen ist eine historische Besonderheit der Region. Heuerhäuser (von Heuer = Miete) wurden von den Bauern an Landarbeiter und Tagelöhner vermietet. Auch etwas Pachtland gehörte meistens dazu. Ein Teil der Heuer wurde durch Arbeit beim Bauern abgeleistet, der Rest musste in Bargeld entrichtet werden. Reich konnte man als Heuerling nicht werden und Zeit zum Ausruhen hatte man auch selten, denn nach der Arbeit beim Bauern musste man ja noch die eigene kleine Landwirtschaft versorgen.Doch nicht nur Landarbeiter und Tagelöhner lebten in den Heuerhäusern. Auch den nachgeborenen Bauernsöhnen blieb oft nur ein Auskommen als Heuerlinge, da die Höfe und Ländereien durch das Erbrecht an den erstgeborenen Bauernsohn fielen, um eine Zersplitterung des Besitzes in Kleinstparzellen zu verhindern. In den meisten Dörfern und Bauerschaften machten die Heuerleute und ihre Familien über die Hälfte der ländlichen Bevölkerung aus. Die Situation verschärfte sich durch steigende Geburtenzahlen, insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert. Zeitweilig kamen in der Region statistisch zwei Heuerfamilien auf einen Bauern. Daher mussten immer mehr Heuerlinge ihren Lebensunterhalt als Handwerker, Hollandgänger oder Wanderhändler außerhalb der Landwirtschaft finanzieren. Viele von ihnen verließen das Emsland und wanderten in den Jahren 1850 bis 1882 nach Amerika und anderen Ländern aus.In ihrer Bauweise waren die Heuerhäuser verkleinerte Versionen der Bauernhäuser. Die Wohnverhältnisse waren jedoch – zumal in Häusern mit offenem Herdfeuer – sehr einfach und sehr beengt.

.

.

"Lieber ein Kind verlieren als eine Kuh..." Über ein sensibles Thema der regionalen Geschichte

von Bernd Roben

JAHRBUCH DES EMSLÄNDISCHEN HEMIATBUNDES BAND 60 2014

Der jüngeren Generation ist der Begriff "Heuerlingswesen" vielfach schon gar nicht mehr geläufig. Dabei war diese Sozialisationsform bis etwa 1960 im ländlichen Bereich Nordwestdeutschlands stark verbreitet. ln einem Gebiet vom nördlichen Ruhrgebiet bis an Ostfriesland heran und von der niederländischen Grenze bis fast nach Hannover gab es Heuerleute, und in etlichen Orten stellten sie mehr als die Hälfte der Einwohnerschaft. Das Heuerlingswesen erfüllte eine wichtige ge­sellschaftliche Funktion,  gab es doch den nachgeborenen- weniger erbenden  -Töchtern und Söhnen sowohl der Bauern als auch der Heuerleute für eine be­stimmte geschichtliche Periode die Möglichkeit, zuheiraten und auf dieser Basis eine zumeist sehr bescheidene Existenzzugründen.

Allerdings hat sich dann im Laufe der letzten vierhundert Jahre auch deutlich gezeigt, dass sich in diesem Zusammenleben von landbesitzenden und landlosen Menschen auf engem Raum zwischenmenschliche Probleme nahezu zwangsläufig entwickeln mussten. Wie problematisch sich auch bis heute noch diesesThema darstellt, beschreibt eine emsländische Studentin in ihrer Examensarbeit ...... 

ejb_60_2014_lieber_ein_kind_verlieren_als_eine_kuh_jr.pdf