Die Christianisierung im Venkigau begann vermutlich mit den Sachsenfeldzügen gegen Ende des 8. Jahrhunderts. Nach dem Sieg über die Sachsen wurde in jedem Gau auf Anweisung Karls des Großen am Sitz des Gogerichtes zunächst eine Gau- oder Taufkirche gegründet. Die von den Missionszellen errichteten Gaukirchen waren dann die Basisstandorte für die weitere Missionierung und Kirchengründungen im Gaugebiet. Die Frerener Kirche war die erste Kirche im Venkigau (819 erwähnt) und Ausgangspunkt der Christianisierung im südlichen Emsland. Sie hatte den Charakter einer Taufkirche, d.h. nur hier durfte das Sakrament der Taufe gespendet werden. Außerdem war sie neben den bischöflichen Kirchen der Stützpunkt, den der Bischof bei seiner jährlichen Inspektion aufsuchte, und in denen er seine kirchliche Gerichtsbarkeit ausübte.Das Gotteshaus zeigt einen mittelalterlichen Westturm (um 1200), ein romanisches Langhaus (13. Jh.) und einen spätgotischen Chorraum (um 1500). Seit dem 17. Jh. diente das Gebäude als evangelische Kirche. Damals erfolgte die Umgestaltung für den reformierten Gottesdienst mit der Entfernung aller Heiligenbilder. An zentraler Stelle steht die Kanzel. Die Orgel stammt von 1699 und zeigt das Wappen Wilhelms III. von Oranien. Aus vorreformatorischen Zeiten blieb ein gotisches Sakramentshäuschen erhalten.Im Chorraum sieht man noch die Konsolen für die Apostelfiguren, die sich heute in der katholischen Kirche befinden.
Der Kirchhof war seit dem Mittelalter ein rechtlich geschützter Raum, der hauptsächlich religiösen Zwecken diente. Bis in das 19. Jahrhundert wurden hier sämtliche Toten aus der Stadt und allen Bauerschaften des Kirchspiels Freren beerdigt. Reichere Familien hatten einen festen Bestattungsplatz, arme Leute mussten sich einen freien Platz suchen. Dabei herrschte eine dichte Enge ohne Reihen und Ordnung.Auf der Westseite des Kirchhofs standen mehrere Kirchhofspeicher, in denen die Landbewohner in unruhigen Zeiten Wertsachen einlagern konnten. Später wurden sie als Wohnungen vermietet.Auch die erste Schule stand auf einem Grundstück des Kirchhofs. Heute bildet der Kirchhof eine ruhige Grünanlage im dicht bebauten Stadtkern.
Der Markplatz
Im Umfeld des Kirchhofs entstand schon im Mittelalter das Dorf Freren mit besonderen Marktrechten. Der Marktplatz lag, durch eine Häuserreihe getrennt, südlich des Kirchhofs, auf dem einstigen Dorfanger der mittelalterlichen Bauerschaft Freren. Am Markt siedelten sich bevorzugt Krämer, Kaufleute und Gastwirte an. Schon vor der Erhebung zur Stadt 1724 war dieser Bereich dicht bebaut. Ein eigenes Rathaus gibt es in Freren jedoch erst seit 1976.
http://www.friduren.de/sites/default/files/abschnitt_3_s.25-35_jr.pdf
im Raum Lengerich-Freren-Spelle
von Andreas Eiynck
JAHRBUCH DES EMSLÄNDISCHEN HEIMATBUNDES BAND 40 1994
"Land unter Gottes Thron" nannte die Emsbürener Heimatschriftstel lerin Maria Mönch-Tegeder einst ihre emsländische Heimat. Beobach tet man als Neubürger im Emsland die vielen Kirchen, die vielfältigen kirchlichen Aktivitäten und den starken Einfluß des kirchlichen Brauchtums auf das Leben in dieser Region, so kommt diese Bezeich nung nicht von ungefähr. Besonders die zahlreichen Kirchenbauten sind für jeden Besucher des Emslandes eindrucksvolle Zeugnisse einer 1200jährigen Tradition christlichen Lebens und sollen im Mittelpunkt der folgenden Betrachtung stehen.
Eine Fahrt durch das südliche Emsland beginnt man gewöhnlich in Lin gen mit seinen drei Altstadtkirchen - katholisch, lutherisch und refor miert - und fährt dann in Richtung Osten in das Herz der ehemaligen Grafschaft Lingen mit den alten Kirchspielen Bawinkel, Lengerich, Fre ren, Thuine und Beesten, Schapen und Lünne. Schon von weitem grüßen die beiden größten Ortschaften mit ihren jeweils zwei Kirchtür men: im Ortskern die kleine, mittelalterliche Pfarrkirche und - in ver haltenem Abstand - ein mächtiger neugotischer Kirchenbau aus der Zeit des Historismus im späten 19. Jahrhundert. Diese doppelten Kir chenbauten sind eine Besonderheit dieser Teilregion des Emslandes, die sonst nirgendwo auftritt.
Die Erklärung ist recht einfach - die Grafschaft Lingen wurde unter ihrem Tecklenburgischen Landesherrn schon um die Mitte des 16. Jahr hunderts dem lutherischen Glauben zugeführt und stand später jahr hundertelang unter reformierter Herrschaft. Weite Teile der Bevölke rung bekannten sich aber unter gegenreformatorischem Einfluß weiter hin zum Katholizismus. Rings um die Grafschaft Lingen errichteten sich die Gläubigen jenseits der Landesgrenzen auf freiem Felde Notkirchen und erst im 18. Jahrhundert wurde ihnen die Errichtung bescheidener Kirchhäuser ohne Turm und Glocken am Rande der Dörfer gestattet. Im 19. Jahrhundert erhielten die Katholiken schließlich die volle konfessionelle Gleichberechtigung und es entstanden die bedeutenden Kirchenbauten des Historismus, mit denen man allerorten die mittelalterli chen Pfarrkirchen der reformierten Gemeinden übertreffen wollte. Die damals errichteten, großartigen Zeugnisse des wiedererstarkten Katho lizismus prägen noch heute das Bild der Siedlungen und der Landschaft - und vielleicht auch immer noch ein klein wenig den Charakter der emsländischen Bevölkerung......
ejb_40_1994_von_kirchen_und_kapellen_teil_1_jr.pdf
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