18 - Evangelische Kirche

Die Christianisierung im Venkigau begann vermutlich mit den Sachsenfeldzügen gegen Ende des 8. Jahrhunderts. Nach dem Sieg über die Sachsen wurde in jedem Gau auf Anweisung Karls des Großen am Sitz des Gogerichtes zunächst eine Gau- oder Taufkirche gegründet. Die von den Missionszellen errichteten Gaukirchen waren dann die Basisstandorte für die weitere Missionierung und Kirchengründungen im Gaugebiet. Die Frerener Kirche war die erste Kirche im Venkigau (819 erwähnt) und Ausgangspunkt der Christianisierung im südlichen Emsland. Sie hatte den Charakter einer Taufkirche, d.h. nur hier durfte das Sakrament der Taufe gespendet werden. Außerdem war sie neben den bischöflichen Kirchen der Stützpunkt, den der Bischof bei seiner jährlichen Inspektion aufsuchte, und in denen er seine kirchliche Gerichtsbarkeit ausübte.Das Gotteshaus zeigt einen mittelalterlichen Westturm (um 1200), ein romanisches Langhaus (13. Jh.) und einen spätgotischen Chorraum (um 1500). Seit dem 17. Jh. diente das Gebäude als evangelische Kirche. Damals erfolgte die Umgestaltung für den reformierten Gottesdienst mit der Entfernung aller Heiligenbilder. An zentraler Stelle steht die Kanzel. Die Orgel stammt von 1699 und zeigt das Wappen Wilhelms III. von Oranien. Aus vorreformatorischen Zeiten blieb ein gotisches Sakramentshäuschen erhalten.Im Chorraum sieht man noch die Konsolen für die Apostelfiguren, die sich heute in der katholischen Kirche befinden.

 

01 - Der Kirchhof der evangelischen Kirche

Der Kirchhof war seit dem Mittelalter ein rechtlich geschützter Raum, der hauptsächlich religiösen Zwecken diente. Bis in das 19. Jahrhundert wurden hier sämtliche Toten aus der Stadt und allen Bauerschaften des Kirchspiels Freren beerdigt. Reichere Familien hatten einen festen Bestattungsplatz, arme Leute mussten sich einen freien Platz suchen. Dabei herrschte eine dichte Enge ohne Reihen und Ordnung.Auf der Westseite des Kirchhofs standen mehrere Kirchhofspeicher, in denen die Landbewohner in unruhigen Zeiten Wertsachen einlagern konnten. Später wurden sie als Wohnungen vermietet.Auch die erste Schule stand auf einem Grundstück des Kirchhofs. Heute bildet der Kirchhof eine ruhige Grünanlage im dicht bebauten Stadtkern.

Der Markplatz

Im Umfeld des Kirchhofs entstand schon im Mittelalter das Dorf Freren mit besonderen Marktrechten. Der Marktplatz lag, durch eine Häuserreihe getrennt, südlich des Kirchhofs, auf dem einstigen Dorfanger der mittelalterlichen Bauerschaft Freren. Am Markt siedelten sich bevorzugt Krämer, Kaufleute und Gastwirte an. Schon vor der Erhebung zur Stadt 1724 war dieser Bereich dicht bebaut. Ein eigenes Rathaus gibt es in Freren jedoch erst seit 1976.

http://www.friduren.de/sites/default/files/abschnitt_3_s.25-35_jr.pdf

02 - Von Kirchen und Kapellen - Sakrale Kunst des 12. bis 20. Jahrhunderts

im Raum Lengerich-Freren-Spelle

von Andreas Eiynck

JAHRBUCH DES EMSLÄNDISCHEN HEIMATBUNDES BAND 40 1994

"Land  unter  Gottes  Thron"  nannte  die Emsbürener Heimatschriftstel­ lerin Maria  Mönch-Tegeder  einst ihre emsländische  Heimat.  Beobach­ tet man als Neubürger  im Emsland  die vielen Kirchen, die vielfältigen kirchlichen  Aktivitäten und den starken  Einfluß  des kirchlichen Brauchtums auf das Leben in dieser Region, so kommt  diese Bezeich­ nung  nicht  von  ungefähr.  Besonders   die  zahlreichen   Kirchenbauten sind für jeden Besucher  des Emslandes eindrucksvolle Zeugnisse  einer 1200jährigen  Tradition  christlichen  Lebens  und sollen  im Mittelpunkt der folgenden  Betrachtung stehen.

Eine Fahrt durch das südliche Emsland  beginnt man gewöhnlich in Lin­ gen mit seinen  drei Altstadtkirchen - katholisch, lutherisch  und refor­ miert - und fährt dann in Richtung  Osten  in das Herz der ehemaligen Grafschaft  Lingen mit den alten Kirchspielen  Bawinkel, Lengerich, Fre­ ren,  Thuine   und  Beesten,  Schapen  und  Lünne.  Schon  von weitem grüßen die beiden größten  Ortschaften mit ihren jeweils zwei Kirchtür­ men: im Ortskern  die kleine, mittelalterliche Pfarrkirche und - in ver­ haltenem Abstand  - ein  mächtiger  neugotischer Kirchenbau aus  der Zeit des Historismus  im späten  19. Jahrhundert. Diese doppelten Kir­ chenbauten sind eine Besonderheit dieser Teilregion des Emslandes,  die sonst nirgendwo  auftritt.

Die  Erklärung ist recht  einfach  - die Grafschaft  Lingen  wurde  unter ihrem Tecklenburgischen Landesherrn schon um die Mitte des 16. Jahr­ hunderts dem lutherischen Glauben zugeführt und stand später jahr­ hundertelang unter  reformierter Herrschaft. Weite Teile der Bevölke­ rung bekannten sich aber unter gegenreformatorischem Einfluß weiter­ hin zum Katholizismus. Rings um die Grafschaft  Lingen errichteten sich die Gläubigen  jenseits der Landesgrenzen auf freiem Felde Notkirchen und erst im 18. Jahrhundert wurde  ihnen  die Errichtung bescheidener Kirchhäuser  ohne Turm und Glocken  am Rande  der Dörfer gestattet. Im 19. Jahrhundert erhielten  die Katholiken schließlich  die volle kon­fessionelle Gleichberechtigung und es entstanden die bedeutenden Kir­chenbauten des Historismus, mit denen  man allerorten die mittelalterli­ chen Pfarrkirchen der reformierten Gemeinden übertreffen wollte. Die damals errichteten, großartigen  Zeugnisse des wiedererstarkten Katho­ lizismus prägen noch heute das Bild der Siedlungen  und der Landschaft - und  vielleicht  auch  immer  noch ein klein wenig den  Charakter der emsländischen  Bevölkerung......

ejb_40_1994_von_kirchen_und_kapellen_teil_1_jr.pdf

ejb_40_1994_von_kirchen_und_kapellen_teil_2_jr.pdf

ejb_40_1944_von_kirchen_und_kapellen_teil_3_jr.pdf

ejb_40_1994_von_kirchen_und_kapellen_teil_4_jr.pdf

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