Raubbau, aber auch Heidebauernwirtschaft mit Plaggenhieb und Viehweide, dezimierte seit dem Mittelalter die ursprünglich umfangreichen Waldbestände. An ihre Stelle traten weite Heideflächen, die von großen Sandwehen durchsetzt waren. Schon im 16. Jahrhundert wurden daher die Bauern zur Bekämpfung der offenen Sandwehen durch Aufforstung mit Buchen und Eichen gezwungen, da die sogenannten Wehsande sich immer weiter ausdehnten und Äcker und Wiesen übersandeten und beim Weiterwandern unfruchtbares Land hinterließen. Unter preußischer Herrschaft wurde die Aufforstung planmäßig gefördert. So war die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts die „Geburtsstunde“ der emsländischen Kiefernwälder. Um 1750 wurde der Altfrerener Forst als Staatsforst angelegt. Um die Wehsande besser bekämpfen zu können, wurde sie 1818 auf Anordnung der königlichen Regierung auf Karten erfasst. Die Rekultivierung erfolgte in vier Schritten:
Die frühen Wehsande entstanden während und nach der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren. Feine Sandpartikel wurden aus den eiszeitlichen Moränen- und Schmelzwasserablagerungen ausgeweht und wurden am Rande der Flusstäler zu Dünen oder Flugsanddecken aufgeweht. Sie wurden durch Pflanzenbewuchs verfestigt.
Niedersächsische Archäologen tagten in Lingen
„Es sieht eher aus wie eine Forsteinhegung, aber man soll nie nie sagen“ – so fasste Susanne Wilbers-Rost als Archäologische Leiterin des Museums und Parks Kalkriese am vergangenen Samstag den Forschungsstand zu einer neu entdeckten Wallanlage im Frerener Wald zusammen. Archäologen aus ganz Niedersachsen hatten sich in Lingen getroffen, um neue Aspekte der Römerforschung im Raum Emsland-Osnabrück zu erörtern. Eingeladen zu den Vorträgen und einer Exkursion in das Lingener Umland hatten die Archäologen im Niedersächsischen Heimatbund (ArchAN) und die Archäologische Gruppe Lingen (AGL).
Ralf Kopprasch begrüßte stellvertretend für den erkrankten Hartmut Oosthuys die rund vierzig Teilnehmer aus ganz Niedersachsen und stellte die Aktivitäten der Lingener Archäologen vor. Im Mittelpunkt des Vortragsprogramms stand ein gemeinsamer Vortrag der Archäologen Susanne Wilbers-Rost und Archim Rost über die „Prospektion im Kampfareal von Kalkriese“.
Nachmittags führte eine Exkursion zu archäologischen Denkmälern und Fundstellen im Bereich der „Lingener Höhen“ im Raum Thuine, Freren und Lengerich. Mit den eindrucksvollen „Thuiner Hünensteinen“ präsentierten die Emsländer ihren Gästen ein rund 5000 Jahre altes Bauwerk, das schon vor Generationen als „schönstes Steingrab im Königreich Hannover“ betitelt wurde.
Spannende Erwartungen gab es auf dem Gelände einer jüngst vom Lingener Hartmut Oosthuys entdeckten Wallanlage im Bereich des Alt-Frerener Forstes. Das von einem noch gut erkennbaren Spitzgraben umgebene Wallsystem ähnelt in Form und Ausdehnung durchaus einem römischen Marschlager, doch blieben die Fachleute skeptisch. Neben einem militärischen Charakter der Anlage hielten sie auch eine Entstehung im Rahmen der Aufforstung des einstigen Heidegebietes für denkbar. „Es könnte sich auch um einen Pflanzgarten für Setzlinge aus dem 18. Jahrhundert handeln“ warf ein Teilnehmer aus Südniedersachsen ein, wo solche Anlagen recht häufig seien. „Auch der sehr gute Erhaltungszustand der Wälle deutet eher auf eine jüngere Zeitschicht als ein 2000 Jahre altes Römerlager hin“ erklärte Susanne Wilbers-Rost vor Ort.
Den Abschluss der Exkursion bildete ein Besuch der Fundstelle des legendären Goldschatzes von Lengerich an der Grenze zwischen Sudderweh und Freren. Hier entdeckte vor gut 150 Jahren ein Heuermann bei Erdarbeiten einen Gold- und Silberschatz aus spätantiker Zeit, dessen Zusammensetzung auch Fachleuten bis heute rätselhaft ist. Für die Archäologen gibt es also auch im Emsland noch viel zu tun!