Errichtet 1895-1899 nach Plänen des Diözesanbaumeisters Alexander Behnes als imposante Hallenkirche im gotischen Stil. Die originalen Chorfenster zeigen Darstellungen aus der Heilgeschichte. Von der übrigen neugotischen Ausstattung sind nur geringe Reste erhalten. Aus der alten Fachwerkkirche am der Kirchwallstraße stammt die schöne Skulptur „Anna lehrt Maria lesen“ aus der Barockzeit (um 1700). Die 12 Apostelfiguren im Altarraum standen einst auf den Konsolen im Chorraum der heutigen evangelischen Kirche. Ein Amsterdamer Kronleuchter im linken Seitenschiff wurde 1788 von der reichen Kaufmannsfamilie Pott gestiftet. Die heutige Ausstattung der Kirche entstand in den letzten Jahrzehnten im modernen Stil und folgt der Liturgie des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Der heilige Vitus starb unter dem römischen Kaiser Diokletian (284-305) als Märtyrer und ist einer der Vierzehn Nothelfer. Sein Gedenktag (Sankt-Veits-Tag) ist der 15. Juni.756 kamen seine Reliquien von Rom in die Basilika Saint-Denis bei Paris, von dort wurden sie 836 als Geschenk in das Benediktinerkloster Corvey (gegr. 822) überführt, deren Patron Vitus noch heute ist. Das Kloster übte das Patronatsrecht der im Osnabrücker Sprengel gelegenen Kirchen, also auch der Frerener Kirche, aus. Aus diesem Grund wurde auch die neue Kirche zu Ehren St. Vitus geweiht.
im Raum Lengerich-Freren-Spelle
von Andreas Eiynck
JAHRBUCH DES EMSLÄNDISCHEN HEIMATBUNDES BAND 40 1994
"Land unter Gottes Thron" nannte die Emsbürener Heimatschriftstel lerin Maria Mönch-Tegeder einst ihre emsländische Heimat. Beobach tet man als Neubürger im Emsland die vielen Kirchen, die vielfältigen kirchlichen Aktivitäten und den starken Einfluß des kirchlichen Brauchtums auf das Leben in dieser Region, so kommt diese Bezeich nung nicht von ungefähr. Besonders die zahlreichen Kirchenbauten sind für jeden Besucher des Emslandes eindrucksvolle Zeugnisse einer 1200jährigen Tradition christlichen Lebens und sollen im Mittelpunkt der folgenden Betrachtung stehen.
Eine Fahrt durch das südliche Emsland beginnt man gewöhnlich in Lin gen mit seinen drei Altstadtkirchen - katholisch, lutherisch und refor miert - und fährt dann in Richtung Osten in das Herz der ehemaligen Grafschaft Lingen mit den alten Kirchspielen Bawinkel, Lengerich, Fre ren, Thuine und Beesten, Schapen und Lünne. Schon von weitem grüßen die beiden größten Ortschaften mit ihren jeweils zwei Kirchtür men: im Ortskern die kleine, mittelalterliche Pfarrkirche und - in ver haltenem Abstand - ein mächtiger neugotischer Kirchenbau aus der Zeit des Historismus im späten 19. Jahrhundert. Diese doppelten Kir chenbauten sind eine Besonderheit dieser Teilregion des Emslandes, die sonst nirgendwo auftritt.
Die Erklärung ist recht einfach - die Grafschaft Lingen wurde unter ihrem Tecklenburgischen Landesherrn schon um die Mitte des 16. Jahr hunderts dem lutherischen Glauben zugeführt und stand später jahr hundertelang unter reformierter Herrschaft. Weite Teile der Bevölke rung bekannten sich aber unter gegenreformatorischem Einfluß weiter hin zum Katholizismus. Rings um die Grafschaft Lingen errichteten sich die Gläubigen jenseits der Landesgrenzen auf freiem Felde Notkirchen und erst im 18. Jahrhundert wurde ihnen die Errichtung bescheidener Kirchhäuser ohne Turm und Glocken am Rande der Dörfer gestattet. Im 19. Jahrhundert erhielten die Katholiken schließlich die volle konfessionelle Gleichberechtigung und es entstanden die bedeutenden Kirchenbauten des Historismus, mit denen man allerorten die mittelalterli chen Pfarrkirchen der reformierten Gemeinden übertreffen wollte. Die damals errichteten, großartigen Zeugnisse des wiedererstarkten Katho lizismus prägen noch heute das Bild der Siedlungen und der Landschaft - und vielleicht auch immer noch ein klein wenig den Charakter der emsländischen Bevölkerung......
ejb_40_1994_von_kirchen_und_kapellen_teil_1_jr.pdf
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